Pill Mayer Stiftung verleiht Förderpreise für interkulturellen Dialog

Pill Mayer Stiftung verleiht Förderpreise für interkulturellen Dialog

Quelle: Pill Mayer Stiftung

Auch dieses Jahr vergibt die Pill Mayer Stiftung gleich zwei Förderpreise. Sie würdigt damit beispielhafte Kulturprojekte, die sich für den interkulturellen Dialog einsetzen. Die Stiftung ist davon überzeugt, dass ideenreiche Kulturarbeit eine ausgezeichnete Brücke zwischen Menschen aus verschiedenen Kulturen sein kann. Verliehen werden die mit je 1000 € dotierten Preise Anfang Oktober 2020, anlässlich des europaweiten Tags der Stiftungen und der Interkulturellen Woche.

Mit Vincentino und HAWAR.help hat sich die Pill Mayer Stiftung für zwei in Berlin beheimatete Preisträger entschieden. „Diese beiden Vereine setzen sich mit einem bemerkenswerten Engagement für den interkulturellen und interreligiösen Dialog ein und stehen für besondere Nachhaltigkeit“, so die Vertreter der in Wolfegg im Allgäu beheimateten Stiftung.

Vincentino e.V.

Der 2008 von der Journalistin Sandra Maischberger gegründete Verein Vincentino initiiert kulturelle Bildungsprojekte an Berliner Schulen. In Musik- und Medienklassen finden junge Menschen unter dem Motto "Kultur stärkt Kinder in Berlin" Zugang auf Augenhöhe mit Musikern, Künstlern und Medienprofis.

Vincentino wird für sein Medienbildungsprojekt „Andere Lebenswelten kennenlernen – Fokus junges jüdisches Leben in Berlin“ prämiert. Schülerinnen und Schüler zwischen 8 und 14 Jahren lernen in fächerübergreifenden Projekten modernes jüdisches Leben kennen. Die Heranwachsenden erkunden durch Begegnungen die Vielfalt der jungen jüdischen Welt in Berlin und beziehen ihre Eltern, Lehrer, Familie und Freunde mit ein, um verschiedene Meinungen und Haltungen herauszuarbeiten. Sie lernen neben der jüdischen Religion auch Kultur, Leben und Politik kennen. Dabei diskutieren sie ihre Erfahrungen, Erkenntnisse und Emotionen und erstellen gemeinsam auf Tablets kreative Kurzfilme, Interviews und eine filmische Dokumentation. Anschließend posten sie das Erlebte in sozialen Netzwerken sowie auf der Webseite der Schule und von Vincentino. So macht das interaktive Medienbildungsangebot die jungen Menschen mit unterschiedlichen sozialen, kulturellen und religiösen Lebenswelten vertraut. Das Projekt wird mit dem diesjährigen Förderpreis ausgezeichnet, um anderen Mut zu machen, über den eigenen Tellerrand hinauszuschauen und mit Neugierde unvoreingenommen andere kennenzulernen.

HAWAR.help e. V.

Der zweite Förderpreisträger ist der 2015 von der Journalistin und Filmemacherin Düzen Tekkal gegründete Menschenrechtsverein HAWAR.help. Mit ihrem Team macht sie auf das Schicksal der Jesiden sowie andere verfolgte Minderheiten und Gruppierungen aufmerksam und setzt sich weltweit für eine multireligiöse Bildungsarbeit ein. "Hoffnung geben. Menschlichkeit leben. Auf der Asche eines Völkermords" ist das zentrale Anliegen.

HAWAR.help spricht Jugendliche, Erwachsene und insbesondere Mädchen und Frauen durch eine breite Palette an Projekten an. So regt das Bildungsprojekt SCHOOL TALKS Schülerinnen und Schüler bundesweit dazu an, mit Herz und Verstand über entwicklungspolitische Zusammenhänge und Themen wie Rassismus, Diskriminierung und Fluchtursachen nachzudenken und miteinander in den Dialog zu treten. Die SCORING GIRLS Projekte machen interkulturelle Begegnungen zwischen Mädchen mit und ohne Flucht- und Migrationsgeschichte in Berlin und Köln möglich und geben den Heranwachsenden durch Sport und Bildungsangebote die Chance, ihre eigenen Stärken und Interessen zu erkennen und auszubauen. 

Mit dem Projekt BACK TO LIFE Deutschland schafft HAWAR.help in Frauenworkshops die Verbindung zwischen der irakisch-jesidischen Kultur und der deutschen Gesellschaft. Frauen, die über ein Sonderkontingent aus dem Irak nach Deutschland gekommen sind, erhalten hier Hilfe, um ihren Weg in die deutsche Gesellschaft zu finden und sich zusammen mit ihren Kindern ein eigenes Leben aufzubauen. Im Irak hat HAWAR.help das BACK TO LIFE Women’s Empowerment Center aufgebaut, wo binnengeflüchtete Frauen aller Glaubensrichtungen, die den Überfall des sogenannten Islamischen Staats auf ihr Land überlebt haben, einen sicheren Ort finden, um neue Kenntnisse zu erwerben und traumatische Erlebnisse zu verarbeiten. Die Pill Mayer Stiftung würdigt mit ihrem Förderpreis das vielfältige Engagement des Vereins HAWAR.help, der ein wichtiges Zeichen für Versöhnung und Toleranz setzt.

Reges Interesse an Ausschreibung

Auch die diesjährige Auslobung des Förderpreises der Pill Mayer Stiftung erbrachte rege Rückmeldungen: Von Berlin bis Wien reichte die Spanne der 27 Bewerbungen; Anträge kamen zudem aus Bremen, Bad Waldsee, Biberach, Bocholt, Braunschweig, Bruchsal, Frankfurt am Main, Hamburg, Hannover, Heilbronn, Ingelheim, Landshut, Leipzig, München, Remscheid, Stuttgart und Trier.  

Die Bewerbungen deckten die gesamte Breite künstlerisch-kreativen Schaffens ab: Es geht um interkulturelle Kunst- und Kulturwerkstätten, Theater- und Tanzworkshops, Film-, Video- und Animationsarbeiten, Literatur- und Leseförderung, interkulturelle Comics und Spiele, internationalen Schüleraustausch und europäische Jugendcamps sowie Kochworkshops.

Besonders stark unter den Bewerbern vertreten waren multireligiös ausgerichtete Bildungsvorhaben, um voneinander und miteinander zu lernen. Ebenfalls war Musik als Grundstein für ein positives Miteinander einer der Hauptakzente der Anträge. Beworben haben sich unter anderem ein interreligiöser Chor, Multiplikatoren für musikalische Früherziehung, ein Kompositionsworkshop mit Jugendlichen und die Ausrichter eines interkulturellen Musicals. Schwerpunktanliegen sind neben dem interkulturellen und interreligiösen Dialog ebenso Fragen zu Heimat, Zugehörigkeit und Gemeinschaft. Ziel aller Vorhaben ist, Kulturen, Generationen und Religionen füreinander zu öffnen und damit für Völkerverständigung, Friedensdialog und Demokratieerziehung einzustehen.

Wie die Stiftungsvertreter in ihrer Pressemitteilung schreiben, standen sie in diesem Jahr vor einer außerordentlichen Herausforderung. „Die Auswahl der diesjährigen Preisträger war ganz besonders schwer. Wir sind sehr beeindruckt von dem überaus einfallsreichen und bewegenden Engagement, das bei sämtlichen Kandidaten zum Ausdruck kommt; es ist berührend viel Herzblut spürbar.“ Und weil die Qualität der Bewerbungen derart überzeugend war, werden nicht nur dieses Jahr, sondern auch 2021 zwei Prämierungen vergeben.

Hintergrund: Pill Mayer Stiftung

Seit beinahe zehn Jahren fördert die Pill Mayer Stiftung interkulturelle Kulturprojekte für Kinder und Jugendliche. Die Stiftung unterstützt die Freude am Entdecken kultureller Vielfalt und setzt sich für interkulturelles Lernen ein. Damit leistet sie einen Beitrag zur respektvollen, bereichernden Begegnung mit Menschen aus anderen Kulturen für ein positives Miteinander.

Weitere Informationen und Fotos erhalten Sie bei:

Pill Mayer Stiftung für interkulturellen Dialog
Dr. Irene Pill und Dr. Bernd Mayer
Maximilianplatz 7, 88364 Wolfegg
Tel. 07527 95 41 61
E-Mail: kultur@pillmayerstiftung.org 
www.pillmayerstiftung.org