Zivilgesellschaftliches Lagebild Antisemitismus 2021

Zivilgesellschaftliches Lagebild Antisemitismus 2021

Quelle: Amadeu Antonio Stiftung

“Antisemitismus gab es schon immer, gibt es und wird es leider auch weiterhin geben” – Zivilgesellschaftliches Lagebild Antisemitismus 2021

Antisemitismus ist auch 2021, dem Jahr des 1700-Jährigen Bestehens jüdischen Lebens in Deutschland, immer noch allgegenwärtig. Der gesellschaftliche Tenor, es handele sich lediglich um ein Randphänomen, steht im starken Widerspruch zu den diesjährigen Querdenken-Demonstrationen und den zahlreichen antisemitischen antiisraelischen Demonstrationen sowie Angriffen auf Synagogen, den Herausforderungen für die Bildungsarbeit und den Antisemitismusdebatten. Seite an Seite verbreiteten im Berichtszeitraum Menschen aller gesellschaftlichen Schichten und aus unterschiedlichsten politischen Lagern antisemitische Verschwörungsmythen und Bilder. Der Antisemitismus vereint Milieus. Das ergibt das “Zivilgesellschaftliche Lagebild Antisemitismus Deutschland“, das die Amadeu Antonio Stiftung am 8. November 2021 veröffentlicht.

Im Lagebild Antisemitismus geben die Bildungs- und Aktionswochen gegen Antisemitismus und weitere zivilgesellschaftliche Organisationen, die sich gegen Antisemitismus engagieren, eine differenzierte Einschätzung zu aktuellen Strömungen des Antisemitismus. Insbesondere israelbezogener Antisemitismus und antisemitische Verschwörungstheorien haben 2021 an Relevanz gewonnen, aber auch der Post-Shoah-Antisemitismus und der moderne Judenhass stellen weiter eine Bedrohung für Jüdinnen:Juden dar.

Das Lagebild Antisemitismus bündelt zivilgesellschaftliche und jüdische Perspektiven auf Antisemitismus. Es gibt einen detaillierten Einblick in seine unterschiedlichen Erscheinungsformen in Deutschland heute: offen und codiert, physisch und verbal, von rechts, links, aus der Mitte der Gesellschaft wie im Islamismus. Aus dieser Analyse folgen Forderungen, um Antisemitismus nachhaltig zu bekämpfen.

“Antisemitismus gab es schon immer, gibt es und wird es leider auch weiterhin geben”, erläutert Nikolas Lelle, der Projektleiter der Bildungs- und Aktionswochen gegen Antisemitismus. “Es liegt an uns das zu ändern! Mit unserem Zivilgesellschaftlichen Lagebild versuchen wir nicht nur die Lage adäquat zu beschreiben, sondern auch zu überlegen, was endlich getan werden muss, um dem antisemitischen Alltag in Deutschland etwas entgegenzusetzen. Die Aktionswochen selbst sind eine Antwort darauf”, hält Lelle fest.

Verschiedene Beiträge geben einen Einblick in den Stand des Antisemitismus wie seiner Bekämpfung: Beispiele für antisemitische Ausschreitungen im Jahr 2021 dokumentiert der Bericht des Bundesverband der Recherchen- und Informationsstellen Antisemitismus (RIAS), welcher eine drastische Zunahme antisemitischer Vorfälle vor allem im Rahmen der Querdenken-Demonstrationen sowie der antiisraelischen Aufmärsche im Mai 2021 verdeutlicht. Die Herausforderungen der Corona-Pandemie für die Bildungsarbeit zeigen sich in einem Beitrag des Anne Frank Zentrum. Ein Interview mit Anna Staroselski gibt einen Einblick in die Lebenswelt jüdischer Studierender im letzten Jahr. Einen Schwerpunkt bildet außerdem das Festjahr “1700 Jahre jüdisches Leben in Deutschland“, für den unter anderem Laura Cazés und Ruben Gerczikow ihre Sicht auf jüdische Identität in Deutschland schildern. Das Lagebild Antisemitismus stellt ferner Handreichungen für den Kampf gegen Antisemitismus vor.

Das Lagebild wird im Rahmen der Bildungs- und Aktionswochen gegen Antisemitismus veröffentlicht, die vom Beauftragten der Bundesregierung für jüdisches Leben in Deutschland und den Kampf gegen Antisemitismus gefördert werden.

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