Projektidee: An verstorbene Geflüchtete erinnern

Auf dem Dortmunder Opernvorplatz wurden während des Kirchentages die Namen von verstorbenen Geflüchteten auf große Banner geschrieben.
Projektidee: An verstorbene Geflüchtete erinnern
Beim Evangelischen Kirchentag in Dortmund wurden ihre Namen auf ein großes Banner geschrieben - Eine Idee auch für die Interkulturelle Woche

Anlässlich des Evangelischen Kirchentags, der vom 19. bis 23. Juni 2019 in Dortmund stattfand, kooperierten die Bewegung Seebrücke Dortmund, das Schauspiel Dortmund, und der Ev. Kirchenkreis Dortmund für die Aktion „Jeder Mensch hat einen Namen“. Ziel des gemeinsamen, partizipativen Projekts war es, auf die – zum Teil namenlosen – Schicksale, der auf dem Weg in die Europäische Union gestorbenen Migrant*innen und Geflüchteten aufmerksam zu machen: Dafür wurden die (soweit bekannten) Namen der Gestorbenen in einer öffentlichen, gemeinsamen Aktion auf ein großes Transparent geschrieben, das im Anschluss am Kirchturm der St. Reinoldi-Kirche in der Dortmunder Innenstadt für mehrere Tage aufgehängt wurde.

Politisches Nachtgebet

Den Auftakt der Aktion bildete das am Donnerstag, 20. Juni, um 22 Uhr 30 in der Dortmunder St. Reinoldi-Kirche stattfindende Politische Nachtgebet „Ihre Namen im Buch des Lebens“. Im Rahmen des abendlichen Gottesdienstes wurde ein leeres Transparent entrollt. Die Besucher*innen des politischen Nachtgebets wurden gebeten, die Namen von auf der Flucht Verstorbenen auf das Transparent zu schreiben. Am darauffolgenden Freitag wurde die Aktion auf dem Platz der alten Synagoge, direkt vor dem Dortmunder Opernhaus, fortgesetzt. Hierzu wurden die Kirchentagsbesucher*innen und die Öffentlichkeit über verschiedene Kooperationen und Medien (Presse, Social Media, Werbeflyer) eingeladen, an der Aktion teilzunehmen. Im Zeitraum von 10 bis 18 Uhr konnten Bürger*innen so viele Namen wie möglich auf das Transparent schreiben und so an der Erstellung einer „sozialen Plastik“ mitwirken.

 

Politisches Nachtgebet in der St. Reinholdi-Kirche.
Politisches Nachtgebet in der St. Reinholdi-Kirche.
Aktion auf dem Opernvorplatz.
Auch der EKD-Vorsitzende Heinrich Bedford-Strohm schrieb Namen auf die Banner.
Aktion auf dem Opernvorplatz.
Aktion auf dem Opernvorplatz.
Aktion auf dem Opernvorplatz.
Aktion auf dem Opernvorplatz.
Trauermarsch zur St. Reinholdi-Kirche.
Friedensgebet mit Ahmad Aweimer (links) und Paul Gerhard Stamm.
Das Banner wird aufgehängt.
Das Banner wird aufgehängt.
Das Banner wird aufgehängt.

Beschriftung der Banner

Ziel war es, den gesamten u.a. vom Verein Sea-Watch veröffentlichten Datensatz, von 32.456 im Zeitraum 2014-17 auf der Flucht Verstorbenen, auf das Transparent zu schreiben. Dabei entstehen Leerstellen, die öffentlich sichtbar sind und zum Nachdenken und ggf. Handeln auffordern: Zum einen sind nur in der Minderheit der Fälle die Namen der Verstorbenen bekannt – die „Namenlosen“ werden mit „NN“ notiert – zum anderen weist das „+ X“ darauf hin, dass die zahlenmäßige Erfassung nach 2017 nicht fortgeführt wurde.

Trauermarsch und Aufhängen des Transparents

Den Abschluss der Aktion bildete ein öffentlicher Trauermarsch, bei dem das Transparent am Samstagabend (22. Juni) von Bürger*innen vom Theater zur St. Reinoldi-Kirche getragen wurde. Dort wurde das Transparent im Rahmen eines interreligiösen Gebets am Turm von Dortmunds größter Kirche in der Innenstadt aufgehängt (Gesamthöhe: 104 Meter). An dem Gebet war unter anderem Ahmad Aweimer beteiligt, der Mitglied im Ökumenischen Vorbereitungsausschuss zur Interkulturellen Woche ist.

Zentral für die partizipative Aktion war eine breite Verankerung und Mitwirkung der Kirchentagsbesucher*innen und der Dortmunder Stadtgesellschaft. Um dies zu erreichen, kooperierten die verantwortlichen Institutionen mit weiteren Partnern, so sollte eine möglichst große Teilnehmer*innenzahl erreicht werden – dafür wurden u.a. Schulen und Lehrer*innen direkt angesprochen. Weitere Kooperationspartner waren u.a. das Amt für Mission, Ökumene und kirchliche Weltverantwortung der Ev. Kirche von Westfalen (MÖWe) und der DGB Dortmund. Alle Aktionen wurden dokumentiert, ein Video-Trailer der Aktion wurde im Abschlussgottesdienst des Evangelischen Kirchentags präsentiert.