Bundesweiter Auftakt der Interkulturellen Woche mit Gottesdienst und Podiumsrunde

In der Münchner Frauenkirche findet zum bundesweiten Auftakt der Interkulturellen Woche ein ökumenischer Gottesdienst statt. Foto: Thomas Wolf/CC BY-SA 3.0 de
Bundesweiter Auftakt der Interkulturellen Woche mit Gottesdienst und Podiumsrunde

Am 27. September 2020 wird in München die Aktionswoche eröffnet – Schwerpunkt ist der 40. Jahrestag des Oktoberfest-Attentats von 1980

Frankfurt (Main) / München. Der bundesweite Auftakt der Interkulturellen Woche wird in diesem Jahr in München gefeiert. Am 27. September 2020 wird es dort zwei Veranstaltungen geben:

Um 16 Uhr findet im Dom Zu Unserer Lieben Frau (Frauenkirche) ein ökumenischer Gottesdienst statt. Ab 18 Uhr veranstalten der Ökumenische Vorbereitungsausschuss zur Interkulturellen Woche und das "Bayerische Bündnis für Toleranz – Demokratie und Menschenwürde schützen" im Kolpinghaus einen Empfang mit anschließender Gesprächsrunde zum Thema "Bedrohte Demokratie?! – 40 Jahre nach dem Oktoberfestattentat".

Der ökumenische Gottesdienst wird unter anderem gestaltet von Landesbischof Heinrich Bedford-Strohm, Ratsvorsitzender der Evangelischen Kirche Deutschlands, Reinhard Kardinal Marx, Erzbischof von München und Freising sowie ehemaliger Vorsitzender der Deutschen Bischofskonferenz, und Metropolit Augoustinos von Deutschland, Vorsitzender der Orthodoxen Bischofskonferenz. 

Ebenso beteiligt sind ökumenische Initiativen, jüdische und muslimische Grußbotschaften werden verlesen. Die musikalische Gestaltung übernimmt der ökumenische „Domettenchor“ unter der Leitung von Domkapellmeisterin Lucia Hilz.

Im Rahmen des Gottesdienstes wird ein Kunstwerk präsentiert, das sich mit dem Oktoberfest-Attentat vom 26. September 1980 auseinandersetzt und als Mahnmal konzipiert ist. Das Münchner Künstler-Ehepaar Anna und Andreas Eichlinger hat anlässlich des 40. Jahrestages des Attentates eine Skulptur aus Holz gebaut. Verschieden lange Abschnitte aus alten, patinierten Bauholzbrettern, versehen mit Spuren von längst vergangenen Arbeitsprozessen, bilden einen Kreis von zwei bis drei Metern Durchmesser. Die Geschlossenheit des Kreises ist allerdings aufgerissen, noch dazu an der verletzten Stelle schwarz verbrannt. Wie von einer Explosion zerfetzt, liegen die herausgerissenen Teile weit verstreut herum. Im Gottesdienst werden die fehlenden Teile eingesammelt und wieder an ihre alte Stelle eingefügt, sodass sich der Kreis schließt.

Zukünftig soll das Kunstwerk für Aktionen zum Gedenken an Opfer von rechtem Terror bundesweit ausgeliehen werden können. Das Ehepaar Eichlinger sowie ein Opfer des Oktoberfest-Attentats werden anwesend sein.

Landesbischof Heinrich Bedford-Strohm. Foto: epd/mck
Reinhard Kardinal Marx. Foto: Erzbischöfliches Ordinariat München (EOM) / Lennart Preiss
Metropolit Augoustinos von Deutschland. Foto: Orthodoxe Bischofskonferenz
Seda Başay-Yıldız, Rechtsanwältin. Foto: privat
Magdalena Siebert, Projektsekretärin Studierendenarbeit in der DGB Region München. Foto: Susi Knoll
Martin Becher, Leiter der Projektstelle gegen Rechtsextremismus beim Bayerischen Bündnis für Toleranz. Foto: privat
Beate Sträter, stv. Vorsitzende des Ökumenischen Vorbereitungsausschusses zur Interkulturellen Woche. Foto: ÖVA/Nils Bornemann

Landesbischof Heinrich Bedford-Strohm: "Die Interkulturelle Woche möchte menschenfeindlicher Gewalt, wie sie in dem rechtsradikal motivierten Oktoberfestattentat in so schrecklicher Weise zum Ausdruck gekommen ist, das positive Bild eines Zusammenlebens entgegensetzen, in dem die Unterschiedlichkeit der Kulturen nicht Anlass zu Hass und Abwertung des Fremden ist, sondern Grundlage für wechselseitiges Kennenlernen, für Neugier und für das Entdecken von Neuem, das unser Leben bereichert."

Reinhard Kardinal Marx: "Wir Christen müssen zur Einheit der Menschen beitragen und gegen Spaltung, Misstrauen und das Leid anderer angehen. Wir dürfen niemals wegsehen, wenn Angehörige anderer Kulturen, Religionen und Nationalitäten benachteiligt oder verfolgt werden. In diesen Tagen, die von so vielfältigen neuen Herausforderungen geprägt sind, dürfen wir nicht eigene Interessen in den Vordergrund stellen, sondern müssen als Menschheitsfamilie Verantwortung füreinander tragen und aufeinander achten."

Metropolit Augoustinos: "40 Jahre sind seit dem Oktoberfest-Attentat vergangen. Diese Zeitspanne erinnert an den Weg des Volkes Israels durch die Wüste ins Gelobte Land. Allerdings sind wir heute noch nicht am Ziel unseres Weges angekommen, einer Gesellschaft nämlich, die es versteht, ohne Diskriminierung, Rassismus und Fremdenhass zu leben. Dafür beten wir, daran arbeiten wir!"

Aufgrund der Einschränkungen durch die Corona-Pandemie können nur geladene Gäste am Gottesdienst teilnehmen. Es wird aber eine Live-Übertragung im Internet geben: https://erzbistum-muenchen.de/stream.

Ab 18.30 Uhr veranstalten der Ökumenische Vorbereitungsausschuss (ÖVA) zur Interkulturellen Woche und das "Bayerische Bündnis für Toleranz – Demokratie und Menschenwürde schützen" einen Empfang mit anschließender Gesprächsrunde im Festsaal des Kolping-Hauses, Adolf-Kolping-Straße 1.

Dabei wird der 40. Jahrestag des Oktoberfest-Attentats im Mittelpunkt stehen. In einer Podiumsrunde wird über das Thema "Bedrohte Demokratie?! – 40 Jahre nach dem Oktoberfestattentat" diskutiert. Die Teilnehmenden sind:

Seda Başay-Yıldız – Die Frankfurter Rechtsanwältin bekam Drohbotschaften, die mit „NSU 2.0“ unterschrieben waren – obwohl ihre Adresse nicht öffentlich bekannt ist. Die daraus folgenden Ermittlungen deckten mutmaßlich eine rechtsextreme Zelle innerhalb der Frankfurter Polizei auf. Von einem Computer des 1. Frankfurter Reviers waren nicht-dienstliche Melderegistereinträge zu Başay-Yıldız abgefragt worden. Die Ermittlungen dauern an.

Mehmet Daimagüler – Der Rechtsanwalt vertrat Nebenkläger im NSU-Prozess und schrieb darüber das Buch "Empörung reicht nicht! Unser Staat hat versagt. Jetzt sind wir dran. Mein Plädoyer im NSU-Prozess."

Magdalena Siebert – Die Projektsekretärin Studierendenarbeit in der DGB Region München repräsentiert die DGB-Jugend. Die Organisation setzt sich schon lange für das Gedenken an die Opfer des Oktoberfest-Attentats in München ein.

Moderiert wird das Gespräch von Martin Becher, dem Leiter der Projektstelle gegen Rechtsextremismus beim Bayerischen Bündnis für Toleranz. 

Beate Sträter, stv. Vorsitzende des ÖVA: "Die Interkulturelle Woche steht für eine selbstbewusste und engagierte Zivilgesellschaft, die aus ihrer Vielfalt die Stärke entwickelt, sich gegen menschenverachtende Ideologien, gegen Rechtsextremismus und Rassismus zu stellen. Sie eröffnet einen Raum, in dem diejenigen zu Wort kommen, die Opfer rassistischer Gewalt und Diskriminierung werden. Das gemeinsame und solidarische Eintreten für die offene und liberale Demokratie macht diese lebendig und widerstandsfähig."

Auch beim Empfang sind wegen der Corona-Einschränkungen nur geladene Gäste zugelassen. Die Veranstaltung kann ebenfalls live im Internet verfolgt werden. Weitere Informationen dazu gibt es unter www.interkulturellewoche.de/auftakt2020.

Hintergrund:
Die bundesweit jährlich stattfindende Interkulturelle Woche (IKW) ist eine Initiative der Deutschen Bischofskonferenz, der Evangelischen Kirche in Deutschland und der Griechisch-Orthodoxen Metropolie. Sie findet seit 1975 Ende September statt und wird von Kirchen, Kommunen, Wohlfahrtsverbänden, Gewerkschaften, Integrationsbeiräten und -beauftragten, Migrantenorganisationen, Religionsgemeinschaften und Initiativgruppen unterstützt und mitgetragen. In mehr als 500 Städten und Gemeinden gibt es rund 5.000 Veranstaltungen. Der vorgeschlagene Zeitraum für die IKW 2020 ist 27. September bis 4. Oktober. Der nationale „Tag des Flüchtlings“, dieses Jahr am 2. Oktober, ist Bestandteil der Interkulturellen Woche. Weitere Informationen gibt es unter www.interkulturellewoche.de.

Ganz aktuell startet die IKW die Podcast-Reihe „interkultalk“, in der die Radio-Journalistin Camilla Hildebrandt von Geschichten hinter den Kulissen der IKW berichtet. Ein Podcast über Menschen und Organisationen, die den Dialog suchen, Begegnungen schaffen und einen Austausch über interkulturelles Zusammenleben fördern. Die erste Folge kann angehört werden bei Spotify, Soundcloud und Apple Podcast.

Hinweis an die Redaktionen: Bitte betrachten sie diese Mitteilung auch als Einladung zur Berichterstattung in Wort und Bild. Da aus den genannten Gründen nur wenige Plätze für Medienvertreter*innen zur Verfügung stehen, bitten wir um eine Anmeldung per   E-Mail an info@interkulturellewoche.de

Die beigefügten Fotos können honorarfrei in Verbindung mit der Berichterstattung über den IKW-Auftakt verwendet werden. Bitte beachten Sie die Foto-Credits.

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