Erste Einreisen im Pilotprogramm „Neustart im Team“

Erste Einreisen im Pilotprogramm „Neustart im Team“

Quelle: DBK / Caritas / Beauftragte der Bundesregierung für Migration, Flüchtlinge und Integration

Am 7. November sind die ersten besonders schutzbedürftigen Flüchtlinge im Pilotprogramm "Neustart im Team" (NesT) nach Deutschland eingereist. Zwei junge syrische Frauen erhalten nun durch das Pilotprogramm in Deutschland Schutz. Eine Mentorengruppe von fünf Personen aus Nordrhein-Westfalen stellt den beiden Frauen mit Unterstützung des Erzbistums Köln eine Wohnung zur Verfügung und wird sie auf ihrem Weg in die Gesellschaft unterstützen.

Erzbischof Dr. Stefan Heße, Sonderbeauftragter für Flüchtlingsfragen und Vorsitzende der Migrationskommission der Deutschen Bischofskonferenz: "Die Kirche hat sich in den vergangenen Jahren stets für die Schaffung sicherer und legaler Zugangswege eingesetzt, damit Schutzsuchende nicht gezwungen sind, die lebensgefährlichen Fluchtrouten, beispielsweise über das Mittelmeer, auf sich zu nehmen. Durch das vom Bundesministerium des Innern ins Leben gerufene Programm 'Neustart im Team' (NesT) können sich Kirche und Zivilgesellschaft nun auch aktiv daran beteiligen, Flüchtlingen eine sichere Einreise zu ermöglichen. (…) Es freut mich sehr, dass dank des tatkräftigen Engagements des Erzbistums Köln und einer katholischen Kirchengemeinde heute die ersten Schutzsuchenden einreisen konnten. Die ehrenamtlich engagierten Gemeindemitglieder setzen um, wozu uns Papst Franziskus aufgerufen hat: 'aufnehmen, schützen, fördern, integrieren'. Ich wünsche den Ehrenamtlichen und den Flüchtlingen Gottes reichen Segen und hoffe, dass weitere Christen durch dieses Beispiel ermutigt werden, sich an dem Programm zu beteiligen."

Stephan Neher, Präsident der Caritas: "Der Deutsche Caritasverband fordert seit langem, dass der Bund sein humanitäres Engagement zur Aufnahme von geflüchteten Menschen stärkt. Die Aufnahmekontingente zur legalen und sicheren Einreise müssen erhöht werden. Deshalb unterstützen wir das Projekt 'Neustart im Team' (NesT) als einen wichtigen Teil einer umfassenden Resettlement-Strategie des Bundes. Wir sehen das Projekt als ein Zeichen, dass die Verantwortung für schutzbedürftige Menschen mit den Erstzufluchtsstaaten geteilt wird. NesT ist ein positives Signal der Zusammenarbeit staatlicher und zivilgesellschaftlicher Stellen. Das Projekt zeigt das große Engagement der Bevölkerung. Der Deutsche Caritasverband (DCV) und die Deutsche Bischofskonferenz waren gemeinsam mit Wohlfahrtsverbänden, NGOs und Stiftungen an der Entstehung des Projekts beteiligt. Der DCV, als Teil der Zivilgesellschaftlichen Kontaktstelle (ZKS), informiert, schult und begleitet die Mentorinnen und Mentoren bei ihrem Vorhaben, geflüchtete Familie aufzunehmen und bei ihrer Integration zu unterstützen."

Stephan Mayer, Parlamentarischer Staatssekretär beim Bundesminister des Innern, für Bau und Heimat (BMI): "(…) Ich freue mich, dass sich eine Mentorengruppe dazu bereit erklärt hat, zwei junge Frauen aus Syrien bei ihrem Start in Deutschland zu unterstützen und zu begleiten. Ihr zivilgesellschaftliches Engagement ist vorbildlich."

Annette Widmann-Mauz, Staatsministerin für Integration: "Mit dem Pilotprogramm erhalten Menschen, die dringend Schutz bedürfen, eine legale Möglichkeit, nach Deutschland zu kommen. Staat und Mentoren aus der Zivilgesellschaft unterstützen sie gemeinsam beim Ankommen. Das Pilotprogramm ist gut angelaufen. Bereits jetzt haben sich rund 30 Mentorengruppen zusammengefunden, die helfen wollen. Mit ihrem großen Engagement sind sie für Schutzbedürftige eine wichtige Stütze, in Deutschland Fuß zu fassen."

So funktioniert NesT

Das Pilotprogramm "Neustart im Team" (NesT) ermöglicht die Aufnahme von besonders schutzbedürftigen Flüchtlingen zusätzlich zu dem bisherigen humanitären Engagement Deutschlands. Das Programm geht neue Wege: Staat und Zivilgesellschaft übernehmen gemeinsam Verantwortung. Eine Mentorengruppe aus mindestens fünf Personen erklärt sich dazu bereit, Flüchtlingen das Ankommen zu erleichtern und sie ideell und finanziell zu unterstützen. Die Mentoren absolvieren eine Schulung, suchen geeigneten Wohnraum und finanzieren diesen für zwei Jahre. Hierfür können sie sich Unterstützung von Unternehmen, Gemeinden, Kommunen oder Stiftungen einholen. Zudem begleiten die Mentoren die Flüchtlinge eng beim Ankommen im ersten Jahr.

Das Engagement ist für die Mentorinnen und Mentoren zeitlich begrenzt und von vornherein kalkulierbar. Der Staat organisiert die Auswahl geeigneter Schutzbedürftiger und deren Einreise und finanziert Integrationsmaßnahmen und Sozialleistungen. Bereits jetzt haben sich mehr als 30 Mentorengruppen gebildet, die sich für die Mitwirkung im Pilotprogramm interessieren. Die Hälfte dieser Gruppen hat schon die obligatorische Schulung besucht, weitere sind in den nächsten Wochen geplant.

Verantwortet wird NesT vom Bundesministerium des Innern, für Bau und Heimat, der Beauftragten der Bundesregierung für Migration, Flüchtlinge und Integration und dem Bundesamt für Migration und Flüchtlinge. Das Programm baut auf Erfahrungen anderer Staaten auf, wie z.B. Kanada und das Vereinigte Königreich. Zivilgesellschaftliche Vertreter haben NesT mit entwickelt: Katholische und evangelische Kirche mit ihren Wohlfahrtsverbänden Caritas und Diakonie waren ebenso beteiligt wie Arbeiterwohlfahrt, Der Paritätische, das Deutsche Rote Kreuz, die Bertelsmann Stiftung, die Mercator Stiftung und der Hohe Flüchtlingskommissar der Vereinten Nationen (UNHCR). Auch Flüchtlingsinitiativen wie „save me“, „start with a friend“ und die „Flüchtlingspaten Syrien“ haben ihre Erfahrungen eingebracht.

Die neu geschaffene Zivilgesellschaftliche Kontaktstelle (ZKS) stellt Informationen über das Projekt bereit, bietet Schulungen, berät Interessierte und begleitet die Mentorinnen und Mentoren während des Mentorings. Sie besteht in der Pilotphase aus Vertretern des Deutschen Caritasverbandes, des Deutschen Roten Kreuzes und der Evangelischen Kirche von Westfalen. Finanziert wird die ZKS von der Bertelsmann Stiftung, der Stiftung Mercator sowie der Evangelischen Kirche von Westfalen.