Zu wenig Schutz vor Corona in Flüchtlingsunterkünften

Zu wenig Schutz vor Corona in Flüchtlingsunterkünften

Quelle: Diakonie Deutschland / Caritas Deutschland / PRO ASYL

Update 29.05.2020

In einer gemeinsamen Pressemitteilung fordern Diakonie und Caritas einen verbesserten Schutz von Menschen in Flüchtlingsunterkünften. Eine Unterbringung in Großunterkünften sei gar nicht notwendig, weil viele Kommunen bereits ihre Unterstützung angeboten hätten. Auch Diakonie und Caritas sowie kirchliche Tagungshäuser haben ihre Hilfe angeboten, um die Menschen dezentral unterzubringen.

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27.05.2020

Mit Blick auf die Ausbrüche des Corona-Virus in Flüchtlingsunterkünften in Nordrhein-Westfalen, Hessen und Rheinland-Pfalz fordert die Diakonie Deutschland schnelles Handeln. In einer Flüchtlingsunterkunft in Frankfurt am Main wurden insgesamt 67 Infizierte gezählt. Auch in Mainz ist es zu einem Ausbruch der Krankheit gekommen: Wegen mehrerer bestätigter Corona-Fälle ist eine Flüchtlingsunterkunft mit derzeit 113 Bewohnern in der rheinland-pfälzischen Landeshauptstadt unter Quarantäne gestellt worden. Seit dem Corona-Ausbruch vor einer Woche Im Sankt Augustiner Flüchtlingsheim bei Bonn haben sich über 150 der knapp 500 Bewohner mit dem Virus infiziert, darunter 13 Mitarbeitende. Dazu erklärt Diakonie- Präsident Ulrich Lilie:

"Bei den Maßnahmen zum Schutz vor Ausbreitung der Corona-Pandemie wurden Geflüchtete weitestgehend vergessen. Die hohe Zahl an Infizierten bestätigt unsere Warnungen, dass vor allem in den großen Aufnahmeeinrichtungen mit mehreren hundert Bewohnerinnen und Bewohnern trotz Hygienemaßnahmen kein ausreichender Infektionsschutz gewährleistet werden kann. Menschen sind hier oft auf engstem Raum in kleinen Mehrbettzimmern mit bis zu vier oder sechs Personen, gemeinschaftlich zu nutzenden Dusch- und Waschräumen, Toiletten und Küchen ohne Ausweichräumlichkeiten untergebracht. Aufgrund der Inkubationszeit und der dichten Belegung breitet sich das Virus in diesen Einrichtungen besonders schnell aus.

Die Ansteckungsgefahr könnte gemäß den aktuellen Zahlen dem 50-fachen der Allgemeinbevölkerung entsprechen. Jetzt zeigt sich wieder, dass die großen Unterkünfte eine strukturelle Fehlentscheidung und ein Gesundheitsproblem für die gesamte Bevölkerung darstellen. Sie sollten jetzt so schnell wie möglich aufgelöst und die Menschen in kleinere Einrichtungen in den Kommunen verteilt werden. Auch die Diakonie steht im Rahmen ihrer Möglichkeiten gerne bereit, hier einen Beitrag zu leisten. Das gebietet nicht nur die Sorge um unsere Mitmenschen, sondern ist auch ein öffentlicher Beitrag zum Gemeinwohl und zur Vorsorge bei den Geflüchteten, die in diesem Land leben."

Auch PRO ASYL, die Initiative Seebrücke und die Landesflüchtlingsräte kritisieren die Zustände in den deutschen Großunterkünften für Geflüchtete. Schon vor gut zwei Wochen hatten die Organisationen darauf hingewiesen und unter anderem die Auflösung der Lager gefordert.