Was machst du denn da?

Was machst du denn da?
Gottesdienstelemente aus der interkulturellen Gemeinde Akebulan e.V.

»Der Körper des Menschen ist einer und besteht doch aus vielen Teilen. Aber all die vielen Teile gehören zusammen und bilden einen unteilbaren Organismus. So ist es auch mit Christus: mit der Gemeinde, die sein Leib ist. Denn wir alle, Juden wie Griechen, Menschen im Sklavenstand wie Freie, sind in der Taufe durch denselben Geist in den einen Leib, in Christus, eingegliedert und auch alle mit demselben Geist erfüllt worden.«  (1. Korinther 12: 12,13)

»Was machst du denn da?« Das ist eine Frage, die ich immer wieder bei Christen höre. Egal, wie du in deinem Glauben stehst, für die einen bist du immer zu liberal und für die anderen zu konservativ.

Warum meinen wir Christen so oft, dass unsere Ansicht die einzig wahre vor Gott ist? Wir sagen zueinander: »Wie, du willst Christ sein und hast heute Morgen keine Stille Zeit gemacht?!« »Wie kannst du nur in die Sauna gehen?!« »Was hast du als Christ in einer Discothek zu suchen?!« »Du kannst doch nicht die Bibel wörtlich nehmen! Wie kannst du nur an die Schöpfung glauben und nicht an die Evolution?!«

Glauben wir wirklich, dass Gott uns einmal nach so etwas richten wird? Sollen das die entscheidenden Merkmale unseres Glaubens sein? Ist das wirklich heilsentscheidend?

Ich denke, wir sollten vielmehr das Gute im anderen sehen und einander mit Respekt, Freundlichkeit und Wertschätzung begegnen. Wie können wir von außen ernst genommen werden, wenn wir uns streiten, anstatt die christliche Botschaft der Liebe authentisch zu leben?

Paulus bezieht sich auf das Bild von einem Körper mit verschiedenen Körperteilen in mehreren Briefen: Römer 12, 4.5; Epheser 4, 11-16 und Kolosser 2, 19. Es ist wahrscheinlich, dass er das Bild aus der antiken Fabel von Menenius Agrippa übernommen hat, der sie zur Zeit der Römer den Bürgern seiner Stadt erzählte, um sie zu besänftigen. Sie befanden sich nämlich im Streik und ein Krieg drohte auszubrechen. Die Fabel erzählt:

»Einst war im Menschen noch nicht alles so harmonisch wie heute. Jedes Glied hatte seinen eigenen Willen (und) seine eigene Sprache. Da ärgerten sich die übrigen Glieder, dass sie nur für den Magen sorgten, für ihn arbeiteten und alles heranholten. Der Magen aber liege ruhig in der Mitte und tue nichts anderes, als sich mit den herangebrachten Dingen zu sättigen. Die Glieder beschlossen also: Die Hände sollten keine Nahrung zum Munde führen, der Mund solle das Gebotene nicht nehmen, die Zähne (es) nicht zerkauen. In dieser Zeit, in der sie den Magen durch Hunger zwingen wollten, wurden die Glieder selbst und der ganze Körper völlig schwach und elend. Da sahen sie ein, dass auch die Aufgabe des Magens nicht die Faulheit war. Ebenso, wie er ernährt wurde, stärkte er auch wieder. Das durch die Verarbeitung der Nahrung erzeugte Blut, wodurch wir leben und gedeihen, verteilte er in alle Adern bis in alle Glieder des Körpers.«1

So wie Agrippa erfolgreich einen Krieg verhinderte, war es auch Paulus ein Anliegen, Streit in den Gemeinden zu beenden bzw. zu verhindern. Das Starke an dem Bild ist, dass beim menschlichen Körper wirklich jeder Körperteil vom anderen abhängig ist. So sollte uns auch bewusst sein oder werden, dass wir als Christen verschiedener Prägung, Konfessionen und Herkunft aufeinander angewiesen sind. Wenn wir Jesu Auftrag in Seinem Sinn erfüllen wollen, müssen wir alle – Alt und Jung, in der Ökumene und über Ländergrenzen hinweg –  zusammenstehen und zusammenarbeiten, anstatt einander zu kritisieren und auszugrenzen.


  1.  T. Livius, ab urbe condita, 2, 32, 8-12 Das Gleichnis vom Körper und dem Magen – ein antiker Topos
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Lied »HINEH MA TOV« (nach Ps. 133, 1)

Hineh ma tov uma na'im
Shevet achim gam yachad. (2x)

Chorus
Hineh ma tov
Shevet achim gam yachad. (2x)
Schön ist's, wenn Schwestern und Brüder
friedlich beisammen wohnen. (2x)

Chorus
In Gemeinschaft finden wir Gottes Frieden. (2x)


Fragen zur Diskussion:

  • Was gibt es alles im menschlichen Körper?
  • Was denkt Ihr über Eure Kirche?
  • Was »funktioniert« gut, was weniger gut?
  • Fühlt Ihr Euch als ein Teil Eurer Kirche?
  • Habt Ihr eine besondere Gabe, die der Kirche weiterhelfen kann?
  • Gibt es in Eurer Kirche Menschen anderer Herkunft?
  • Seht Ihr sie als einen Teil Eurer Kirche an?
  • Habt Ihr Ideen, was sich in Eurer Kirche ändern müsste, damit Ihr als Jugendliche oder Migranten noch mehr eingebunden werdet?
  • Kennt Ihr jemand aus Eurer Partnerkirche?
  • Was würdet Ihr gerne mit Christen anderer Herkunft zusammen machen?
  • Was denkt Ihr, könntet Ihr von ihnen und sie von Euch lernen?

Gebet des Franz von Assisi

Herr, mach mich zu einem Werkzeug deines Friedens,
dass ich liebe, wo man hasst;
dass ich verzeihe, wo man beleidigt;
dass ich verbinde, wo Streit ist;
dass ich die Wahrheit sage, wo Irrtum ist;
dass ich Glauben bringe, wo Zweifel droht;
dass ich Hoffnung wecke, wo Verzweiflung quält;
dass ich Licht entzünde, wo Finsternis regiert;
dass ich Freude bringe, wo der Kummer wohnt.

Herr, lass mich trachten,
nicht, dass ich getröstet werde, sondern dass ich tröste;
nicht, dass ich verstanden werde, sondern dass ich verstehe;
nicht, dass ich geliebt werde, sondern dass ich liebe.
Denn wer sich hingibt, der empfängt;
wer sich selbst vergisst, der findet;
wer verzeiht, dem wird verziehen;
und wer stirbt, der erwacht zum ewigen Leben.

Mit Segenswünschen von Peter Arthur aus Ghana/ Westafrika, Pastor der interkulturellen Gemeinde Akebulan e.V.
Übersetzung: Stefanie Arthur www.akebulan-gm.org;